PARADIES?

Arbeiten von ca. 30 Künstlern

5. Februar bis 27. April 2011




GLASHÜTTE - Wie kommt das „Paradies“ in eine Kunstausstellung? Ein Song der legendären Tamara Danz von der Gruppe Silly, den sie noch kurz vor ihrem frühen Tode aufgenommen hatte, war für die Galeristen Gabriele und Andreas Klose der Anlass, für ihre Jubiläumsausstellung zum zehnjährigem Bestehen der Galerie Packschuppen Künstlerinnen und Künstlern das Thema „Paradies“ anzubieten. Die Resonanz war überwältigend. Am Samstag wurde die Ausstellung eröffnet.Man hätte zwei Ausstellungen aus allen angebotenen Arbeiten machen können. Knapp 70 hängen dicht an dicht an den Wänden, stehen oder schweben als Skulpturen im Raum. Jeder der Maler, Grafiker und Bildhauer hat sein eigenes Paradies. Bei allen aber findet sich ein Stück Sehnsucht nach Glück, nach Schönheit, nach Geborgenheit im irdischen Dasein.Das reicht bei den ausgestellten Arbeiten von Landschaften, in denen der Mensch heimisch ist, bis zu gesellschaftlichen Visionen. Da finden sich die Landschaften von Roswitha Grüttner, deren Farbigkeit das Glück des Erlebens signalisieren. Da ist der in differenziertem Rot blühende und glühende Paradiesgarten von Peter Panzner. Da spürt man die Geborgenheit in der stillen Weite der winterlichen Landschaft bei Martin Tiede, und da gibt es diese wunderbar paradiesische Szene in der Emailmalerei von Armgard Stenzel, wo sich Jung und Alt unter dem schützendem Dach eines märchenhaft schönen Baumes versammelt. Eine Rarität in der Ausstellung ist der Wandbildentwurf von Ronald Paris. Das in Rostock ausgeführte Wandbild ist zerstört. Der nicht sachgemäß ausgeführte Untergrund hatte es nicht getragen. Es handelt „Von der Verantwortung des Menschen“ für ein lebenswertes Dasein in einer gerechteren Welt. Vor 40 Jahren entstanden, entbehrt es nicht der Aktualität. Die Vertreibung aus gepriesenem Paradies karikiert auf bitterböse Art Rainer Ehrt in seiner Grafik von 1990: eine voll gefressene Schlange, am Baum der Erkenntnis erhängt Adam und Eva. Seine Frau Julia Ehrt verblüfft mit einer Adam- und- Eva-Skulptur, bei der Adam der Geschundene ist, fast triumphierend gemustert von einer blühenden Eva. Unter der Decke schwebt Adams erste Frau Lilith mit Engelsflügeln und Schlangenbeinen, gleichfalls von Julia Ehrt. Der Anteil rein abstrakter Arbeiten ist verhältnismäßig klein. Paradies ist ein Problem des Menschen. Auffällig auch in ihrer technischen Realisierung als Computergrafiken sind die geradezu farbig paradiesisch glühenden Arbeiten von Christa Panzner. Michael Schönholtz zeigt eine kleine Konstruktionszeichnung „Harmonisch“. Sollte hier das wahre Paradies sein, ungestört von menschlichem Hoffen und Versagen? Nicht ohne Grund haben die Galeristen hinter den Titel ihrer Ausstellung ein rot hervorgehobenes Fragezeichen gesetzt. Es ist letztlich Inhalt und Aufforderung dieser ungewöhnlichen Ausstellung.

Dr. Arno Neumann